Lyrik und Linsensuppe lockte zahlreiche Gäste an

Auch die 16. Auflage von „Lyrik und Linsensuppe“ war ein voller Erfolg.
Da waren sich die zahlreich erschienenen Gäste in der Cineworld einig.

Was vor Jahren klein und bescheiden im Brauhaus „Drei Linden“ begann und damals noch ganz anders hieß, ist inzwischen ein großes Ereignis geworden. Am Samstag (4.2.) fand im bis zum letzten Platz gefüllten größten Kinosaal der Cineworld die 16. Auflage von „Lyrik und Linsensuppe“ statt. Da erlebten die Gäste hautnah die Besonderheiten dieser Lüner Veranstaltung: Kultur gepaart mit kulinarischem Angebot, Gelegenheiten zum Gedankenaustausch und zum Wiedersehen mit alten Bekannten im Foyer.

Eindrucksvolle Bilder

Damit der Hauptzweck der Veranstaltung, die Unterstützung der Obdachlosen durch den Verein „Dach über dem Kopf“ nicht aus dem Blickfeld geriet, begann das Programm mit einem von Michael Kupczyk und seinem Team produzierten Trailer. Kupczyk ließ mit untermalenden Bildsequenzen die Betroffenen selbst zu Wort kommen.

Eine eindrucksvolle und gleichzeitig erschütternde Dokumentation mit viel Selbstkritik und Scham, aber auch einem immer wieder durchscheinenden Hoffnungsschimmer auf eine Verbesserung der Lebenssituation. Passend dazu der dann folgende musikalische Beitrag der fünfköpfigen Formation „Swinging Voices“ aus Unna: „When you down, you need a helping hand.“ Auch im weiteren Programm gab es Beiträge der Vokalsolisten als Zwischenspiele. Mit dem Halleluja von Händel, mit einem Abba Medley und der beeindruckenden „Bohemian Rhapsody“ zum Schluss.

Das Erfolgsgeheimnis

Der Bereich „Lyrik“ basiert auf der Idee, dass Personen aus Lünen oder solche, die mit der Lippestadt verbunden sind, von ihnen ausgewählte Gedichte vortragen. Das ist auch gleichzeitig das Erfolgsgeheimnis der Veranstaltungsreihe. Denn durch die emotionale Bindung zum vorgetragenen Text floss auch diesmal wieder so viel persönliches Engagement in die Vorträge, dass man vergaß, dass schauspielerische Laien sich hier zu Wort gemeldet hatten. Rein inhaltlich wurde ein breites literarisches Spektrum auf hohem Niveau angeboten. Wobei aus aktuellem Anlass das Thema Krieg und Frieden einen Schwerpunkt bildete. Peter Strube zitierte mit Mathias Claudius und Kurt Tucholsky zwei grundsätzlich unterschiedliche Literaten, die Schrecken und Sinnlosigkeit des Krieges beschrieben.

Ähnliche Inhalte waren beim Gedicht „An die Nachgeborenen“ von Bert Brecht im Vortrag von Diana Heisig zu hören und in Erich Kästners „Brief an meinen Sohn“, von Helmut von Bohlen vorgetragen. Marianne Grave-Hünninghaus drückte mit Hanns Dieter Hüsch die Utopie vom erstrebenswerten Frieden aus.

Pfarrerin Gabriele Germer ließ das Publikum einen neuen Blick auf das 1. Testament der Bibel werfen, wo es einmal nicht um die Liebe zu Gott, sondern um die Liebesgefühle zweier Menschen zueinander ging.

Unterschiedlicher Humor

Andrea Wähmann ließ bei „An die Sonne“ Ingeborg Bachmann mit einem überraschenden Schluss zu Wort kommen und Kommunalpolitiker Eckhard Kneisel drückte mit Robert Gernhardt im Natur-Blues die Sorge um die Umwelt aus. Robert Gernhardt hatte auch Redakteurin Sylvia vom Hofe ausgesucht, wobei „Die allzu fröhlichen Mönche“ mit Wortspielen und dadaistischen Anklängen in den Bereich der humorvollen Gedichte fiel.

Humor mit Nachdenklichkeit bot Andreas Zaremba, Geschäftsführer des Bauvereins Lünen, der Dach über dem Kopf vielfältig unterstützt, mit Gedichten von Eugen Roth.

Humor gepaart mit Derbheit bot Hotelier Wolfgang Schene, der als Kultfigur als einziger jedes Jahr dabei sein darf. Sein „Faust in 8 Minuten“ mit einer von ihm verfassten historischen Einleitung hatte Kabarettreife. „Das Originalwerk der Kurzfassung kommt mit fünf Minuten aus, ich wollte aber, dass jeder im Publikum auch alles mitkommt „, meinte er augenzwinkernd. Der Vorsitzende von „Dach über dem Kopf“ Pfarrer Ulrich moderierte die Veranstaltung zielgerichtet, nicht ohne am Schluss einzugestehen, dass man wohl doch „gegottschalkt“, d.h. zeitlich ziemlich überzogen habe. Trotz der Zeitnot vergaß er nicht den Dank an alle Beteiligten.

Quelle: Ruhr Nachrichten – Diethelm Textoris

Michael Kupczyk hat uns einen Link zum neuen Trailer geschickt, wo man ihn anschauen kann: https://vimeo.com/796272094