„Diese Konkurrenz existiert nicht“

Wohnungslose konkurrieren nicht mit Flüchtlingen um Sozialleistungen

LÜNEN . Der Vorwurf ist deutlich, und er taucht immer wieder auf, in sozialen Netzwerken, auf Demonstrationen, morgens beim Bäcker. Er lautet: Alle kümmern sich um Flüchtlinge, aber um Obdachlose kümmert sich niemand mehr.

„Das ist definitiv Unsinn, man kann es gar nicht oft genug sagen“, sagt Pfarrer i.R. Ulrich Klink (Foto). Er ist Erster Vorsitzender des Vereins Dach über dem Kopf, der den Wohnungslosen in Lünen ein Bett und eine Unterkunft für die Nacht bereitstellt. Klink weiter: „Diese Konkurrenz, die da in den Köpfen stattfindet, die teilweise noch geschürt wird, die existiert nicht.“

Pic-p671597

Momentan sei es in den Räumen des Vereins an der Straße Auf dem Ringe schon voll. Das liege an den kalten Temperaturen, schwanke aber auch sonst unvorhersehbar: „Mal wird einer zu Hause rausgeschmissen oder kommt aus dem Gefängnis – das sind eher Zufallsverteilungen.“ Manchmal kümmert sich der Verein auch um Flüchtlinge: „Das sind oft alleinstehende Männer, die irgendwie aus der Unterbringungsmaschinerie herausgefallen sind“, sagt Klink, für sie sei die Hausordnung mittlerweile auch ins Türkische und Arabische übersetzt worden. Abgewiesen werden musste keiner bisher – auch wenn es mal voll wurde. Neun Euro kostet eine Nacht Auf dem Ringe, für Menschen in der Grundsicherung zahlt das das Jobcenter, andere beziehen noch Arbeitslosenunterstützung oder Rente.

Wohnungsmarkt ist „eng“

Sie können und müssen den Betrag selbst zahlen. Auch an diesem System hat sich nichts geändert: „Natürlich gibt es bei uns Leute, die in einer wirtschaftlich desolaten Lage sind. Denen geht es jetzt nicht besser und nicht schlechter als vorher.“ Was aber auch der Wohnungslosen-Betreuung zusetzt, sei der immer angespanntere Wohnungsmarkt: „Da ist es sehr eng geworden.“ Früher habe es kaum Probleme gegeben, die Wohnungslosen in reguläre Mietverhältnisse zu führen. Das habe sich mittlerweile geändert.

Der Verein finanziert sich über Zuschüsse von der Stadt, die Übernachtungspauschalen – und Spenden. Auch hier oft die Befürchtung, dass nur noch Flüchtlinge von Spenden profitierten. Das stimmt, zumindest in Lünen, nicht mehr. Im Gegenteil: Für 2016 sei der Verein schon auf der sicheren Seite, es kämen mehr Spenden herein als zuvor. Offenbar mit der Maxime: „Jetzt erst recht.“ frö

„Diese Konkurrenz existiert nicht“