Bei „Lyrik und Linsensuppe“ widmeten sich die zwölf Akteure unter anderem Obdachlosen und Flüchtlingen
Ruhrnachrichten 03.03.2014, LÜNEN. Lyrik für den Geist, Linsensuppe für den Magen: Zwölf Persönlichkeiten aus Lünen und Umgebung haben bei der achten Veranstaltung „Lyrik und Linsensuppe“ das Publikum mit ausgewählten Texten begeistert und zum Nachdenken gebracht. Dabei legten sie den Fokus auch auf Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, ausgegrenzt oder nicht beachtet werden.
„Das Vorbereitungsteam hat wieder ganze Arbeit geleistet“, sagte Pfarrer Ulrich Klink, Vorsitzender des Vereins „Dach über dem Kopf zur Unterstützung von Menschen ohne Obdach. Er begrüßte am Samstag gut 140 Gäste im Kino 3 der Cineworld. Zur Einführung lief ein Film, produziert vom Lüner Kameramann Alexander Stöve, der das Leben eines Obdachlosen szenisch darstellte.
Den Auftakt machte Heidi Vakilzadeh (Lippe-Buchhandlung) mit dem Werk „Bücherlesen“ von Günter Kunert. Schnell wurde klar, dass sie Bücher über alles liebt. Jürgen Evert (Dezernent i.R.) trug Verszeilen aus einem Gedicht von Alfred Andersen vor und betonte, dass das Leben aus Zeitfenstern bestehe. Evert: „Die können wir nutzen oder auch verpassen.“
Gedichte in zwei Sprachen
Die aus den Niederlanden stammende Lüner Künstlerin Elli Valk-Verheijen zitierte zweisprachig Gedichte des Schriftstellers Cees Noote-boom zum Thema „Sehen“. Ein Höhepunkt war das Gedicht „Howl“ (zu Deutsch: Das Geheul) des amerikanischen Schriftstellers Allen Ginsberg, pointiert in englischer Sprache vorgetragen vom Journalisten Karl-Heinz („Charly“) Knepper. Wehklagend ging „Charly“ auf Themen wie Drogen, soziale Verelendung und Wahnsinn ein.
Der Lüner Fotojournalist Günther Blaszczyk berührte die Gäste mit den Zeilen „Einfach wieder schlendern“ von Konstantin Wecker. Zugleich berichtete er dem Publikum von seinen Erlebnissen bei einer Foto-Reportage über eine obdachlose Frau. Sie habe drei Monate in Lünen am Kanal gelebt, ohne von Menschen beachtet worden zu sein. „Das hat mich sehr betroffen gemacht“, sagte Blaszczyk und wünschte sich, dass jedermann Not erkennen und nicht wegschauen sollte.
Pfarrerin Claudia Reifenberger trug das Auferstehungs-Gedicht „Bitte“ von Hilde Domin vor. Eine Hommage an Lünens Partnerstadt Salford präsentierte Aaron Craig-Horstmann (Feuerwehrmann aus Selm) mit dem Gedicht „A Salford Poem“ (Jimmy Potts). Auf das Thema Flüchtlinge und Gastfreundschaft ging die katholische Pastoralreferentin Jutta Evermann ein und trug „Emigrantenmonolog“ (Mascha Kaleko) vor.
Brigitte Knauer, Leiterin des Amtsgerichts Lünen, unterhielt mit Zitaten von Erich Kästner. Mit „Pechmariechen“ (Heinz Erhard) erheiterte die Pflegeexpertin Lydia Müller das Publikum. Gemeindepädagoge Dirk Berger trug Werke von Eugen Roth vor.
- Wolfgang Schene (Stadthotel) lieferte nicht nur 80 Liter Linsensuppe, sondern auch ein Gedicht von Thomas Gsella zur „Rettung der Ehre“ von Bischof Tebartz-van Eist.
- Für den Verein „Dach über dem Kopf“ kamen bei der Veranstaltung rund 1100 Euro zusammen,
- Für die musikalische Unterhaltung sorgte Ferhat Bayramoggullari mit dem Musikatelier Cappenberg.
Bilder und Text: Volker Beuckelmann, Ruhrnachrichten








