Immer wieder überraschen die Lüner und Lünerinnen sich selbst und ihre Mitmenschen.
Sie halten unserer Veranstaltung zu Gunsten des „Vereins Dach über dem Kopf“ seit Jahren die Treue und kommen in Scharen, um an einem verregneten Samstagmorgen sich an Lyrik, Musik und Linsensuppe zu erfreuen.
Auch an diesem 1. Februar hatten sich viele Lüner Bürgerinnen und Bürger bereit erklärt ihre Lieblingsgedichte einem verständigen Publikum vorzutragen, und wie immer war die Auswahl der Texte breit gefächert und außergewöhnlich. Da Lünen Menschen aus vielen Ländern und Sprachen eine Heimat bietet, waren auch diesmal einige Beiträge zweisprachig. So konnten die Zuhörer Zeilen eines Gedichtes auf Persisch lauschen, sie konnten den Klang zweier Gedichte von Cees Nooteboom auf Deutsch und Niederländisch vergleichen und ihr Englisch an einigen Versen aus Allen Ginsbergs „Howl“ und einem Gedicht über Salford erproben. Eindrücklich und überzeugend stellten die Vortragenden ihre Auswahl vor und erleichterten dadurch dem Publikum einen persönlichen Zugang zu den Texten.
Musikalische Schwerpunkte wurden durch das Musikatelier Cappenberg unter Leitung von Ferhat Bayramoggullari gesetzt, der mit vielen jugendlichen Musikerinnen und Musikern das Publikum begeisterte.
Nach knapp zwei Stunden wehte ein Hauch von Linsensuppe in den Kinosaal, und es war gut, dass sich die Gedichte nun mit etwas Handfesterem beschäftigten, mit dem Wechsel der Jahreszeiten, mit schnödem Sauerkraut aus dem Keller und dem Verhalten von scheinbar langweiligen Tischnachbarn. Wolfgang Schene setzte wie in jedem Jahr mit ironischen Versen den Schlusspunkt und lud ins Foyer zu einer kräftigen Linsensuppe ein.
Ein weiteres Highlight war die Ausstellung von Fritz Angerstein, der die Autoren der in diesem Jahr vorgetragenen Gedichte gezeichnet hatte und zu Gunsten des Vereins verkaufte. So konnte man beim Suppe löffeln zwanglos Kunst betrachten und erwerben – wo sonst ist das möglich!
In lockerer Reihenfolge sei nun nochmals allen Beteiligten herzlich gedankt: Marius Jaroni und den Mitarbeitern vom Cineworld für die effektive Zusammenarbeit, Wolfgang Schene für die alljährliche großzügige Suppenspende, den Vorleserinnen und Vorlesern, Herrn Bayramoggullari und seinem Musikatelier Cappenberg, den Mitgliedern von Dach über dem Kopf e.V., die freundlich und professionell die Teller füllten, Johannes Strauß, der unentgeltlich das ausdrucksstarke Plakat und die Eintrittskarten entwarf, Frau Vakilzadeh, die wie immer ihren Büchertisch aufgebaut hatte, sowie allen anderen, die diese Veranstaltung durch ihren Einsatz ermöglichten.
Natürlich geht unser Dank auch an das wunderbare und einzigartige Lüner Publikum, das wie immer aufmerksam und zugewandt den Texten gelauscht hat und durch sein Kommen die Veranstaltung und den Verein seit Jahren unterstützt.
Leider waren zwei Vorleser und ein Mitglied des Organisationsteams erkrankt. Wir wünschen ihnen allen an dieser Stelle gute und schnelle Genesung.
Wer die Veranstaltung in Ruhe nachvollziehen möchte, hier ist die Liste der Vorleserinnen und Vorleser und ihrer Texte:
- Heidi Vakilzadeh: Bücherlesen (Günter Kunert), Lobgesang (Karl Wolfskehl) sowie ein persisches Gedicht
- Jürgen Evert: In Edmund Wilsons Haus (Alfred Andersch)
- Elli Valk-Verheijen: zwei Gedichte aus „Das Gesicht des Auges“ (Cees Nooteboom)
- Karl-Heinz Knepper: Auszüge aus Howl (Allen Ginsberg) und Die Erwachsene (Rilke)
- Günther Blasczyk: Einfach wieder schlendern, über Wolken gehn (Konstantin Wecker) und Sachliche Romanze (Erich Kästner)
- Claudia Reifenberger: Bitte (Hilde Domin)
- Aaron Horstmann-Craig: A Salford Poem (Jimmy Potts)
- Jutta Evermann: Emigrantenmonolog (Mascha Kaleko) und Gastfreundschaft (Michael Wöstemeyer)
- Brigitte Knauer: Januar, Dezember,Der dreizehnte Monat (Erich Kästner)
- Lydia Müller: Das Pechmariechen und Die Made (Heinz Erhard)
- Dirk Berger: Der Tischnachbar und Hereinfall (Eugen Roth)
Hanna Scholle, 02.02.2014


