„Lyrik und Linsensuppe“

Gedichte statt Filme begeistern 300 Gäste im Kino Cineworld

Auch wenn kein Film über die Leinwand flimmert, kann das Publikum im Kino begeistert sein. Die Benefizveranstaltung „Lyrik und Linsensuppe“ hat es bewiesen.

von  Volker Beuckelmann

 

Die Mitwirkenden und Moderator Ulrich Klink (r.) sorgten bei „Lyrik und Linsensuppe“ für einen unterhaltsamen, geistreichen, poetisch und musikalisch geprägten Samstagvormittag. © Foto: Beuckelmann

„Lyrik und Linsensuppe“ lautete am 2. Februar zum 13. Mal das Motto der Benefizveranstaltung des Vereins „Dach über dem Kopf“. 300 Gäste kamen auf ihre Kosten: 13 Lüner präsentierten ihre Lieblingslyrik und sorgten im ausverkauften Saal 5 des Kinos Cineworld für einen unterhaltsamen, geistreichen, poetisch und musikalisch geprägten Samstagvormittag. Der Eintritt – die Cineworld stellte den Saal kostenlos bereit – geht an den Verein „Dach über dem Kopf“ , der die Übernachtungsstelle für Wohnungslose „Auf dem Ringe“ in Gahmen betreibt.

Musikalische Eröffnung

Eindrucksvoll eröffnete das Duo Briccbakk die Matinee mit dem Lied „Ain´t no sunshine“. Um einen Moment der Stille bat Moderator und Vereinsvorsitzender Pfarrer (i.R.) Ulrich Klink und erinnerte an die verstorbenen Hans Cornelsen, einer der Vereinsgründer, Johannes Strauß, der als Künstler das Veranstaltungsplakat gestiftet hatte sowie an Jürgen Korn (ehemaliger Lehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium). „Er wäre gern am heutigen Tag als Vorleser dabei gewesen“, so Klink. Stattdessen begrüßte er den Architekten Karl Marek als Korns Freund.

Archivchef trug „Der Alte Archivar“ vor

In Memoriam trug Marek expressionistische Gedichte von Else Lasker-Schüler vor. Die Unternehmerin Birgit Brauch erheiterte die Gäste mit dem Heinz Erhardt-Gedicht „Überlistet“. Ariane Petzold gab als Schülerin der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule das Gedicht „Hund und Katze“ von Wilhelm Busch zum Besten. „Lyrik kann auch eine Heilmethode sein“, sagte der Heilpraktiker Frank Kubiak und widmete sich dem Glück und Werten.

Der Schulleiter Kunibert Kampmann wählte „Die Entwicklung der Menschheit“ von Kästner und einen Rap-Text über Geld. In dem Gedicht „Der Alte Archivar“ (August Sperl) fand sich Fredy Niklowitz, Leiter des Lüner Stadtarchivs „ein Stück weit wieder“. Ratsfrau Christiane Mai beleuchtete den Glücks-Begriff mit einem Gedicht von Hermann Hesse.

Ulrike Thierfeld (Diakonie und Beratungsstelle für Wohnungslose) sprach sich mit den Versen der Theologin Dorothee Sölle für bewusstes Wahrnehmen des „versteckten“ Glücks aus. Um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung der Frau ging es der Studentin Michaela Piotr. „Kein Kind ist ein Problem“, zitierte Kulturbüroleiter Uwe Wortmann ein Lied von Sarah Lesch und wandte sich gegen Einheitsbrei, Konsumüberfluss und Anpassung.

Hotelier spendierte Linsensuppe

„Fröhlich und positiv bleiben“, so die Botschaft von Ursula Hortig (Laienspielgruppe Niederaden). Für Schmunzeln sorgte der Amtsrichter Stefan Linden, der Robert Gernhardt zitierte. Nicht fehlen durfte der Hotelier Wolfgang Schene, der bissigen Humor zeigte, frotzelte und die Gäste nach den Lesungen zu seiner gesponserten Linsensuppe einlud.

Ausgabe ‚RN Lünen‘, 04.02.2019, Seite 11