Kälte bringt Obdachlose und Helfer an Grenzen

Lünen. Wohnungslose Menschen trifft die aktuelle Kältewelle besonders hart. Das Deutsche Rote Kreuz versucht als einer von vielen Verbänden, ihnen zu helfen. Jetzt wendet sich der Kreisverband mit einem Aufruf an die Lüner.

Für Menschen ohne Wohnung kann die aktuelle Kältewelle lebensgefährlich sein. Lüner Verbände und Vereine unterstützen die Wohnungslosen in der Stadt mit aller Kraft, doch nicht überall reicht es. DPA

Von Marie Ahlers
Bei den Minus-Temperaturen, wie wir sie gerade erleben, hält sich wahrscheinlich niemand gerne draußen auf. Falls man doch mal in die Kälte muss, versucht man, so schnell wie möglich wieder ins Warme zu kommen. Was aber, wenn man keine eigenen vier Wände hat, in denen es warm und heimelig ist?

Hilfe für Obdachlose
Für wohnungslose Menschen sind Übernachtungsstellen wie die des Vereins „Dach über dem Kopf“ in Gahmen an Tagen wie diesen überlebenswichtig. Dort können Männer kostenlos die Nacht verbringen. „Im Moment sind wir voll belegt“, sagt der Vereinsvorsitzende Ulrich Klink auf Nachfrage. Zwölf Schlafplätze bietet die Übernachtungsstelle eigentlich, im Moment beherbergt sie sogar 14 Bewohner.

Das geht nur, weil manche Bewohner sich ein Zimmer teilen. Bis zu 20 Personen könne man im Extremfall aufnehmen, Klink ist aber optimistisch: „Wir kriegen das schon gewuppt.“

Winterkleidung ist knapp
Die Bewohner der Übernachtungsstelle dürfen sich dort allerdings nur zwischen 19 und 9 Uhr aufhalten. Dann können sie zum Beispiel zum Diakonischen Werk am Georg-Kirchplatz gehen, dort gibt es die Möglichkeit, sich tagsüber aufzuhalten. Der Begegnungsraum schließt aber wiederum in der Regel gegen Nachmittag, bis zur Öffnung der Übernachtungsstelle gilt es also noch ein paar Stunden zu überbrücken. Christa Stich von der Beratungsstelle für Wohnungslose des Diakonischen Werkes weist darauf hin, dass es eigentlich die Pflicht der Stadt wäre, diese Lücke zu schließen.

Für die zu überbrückende Zeit brauchen Wohnungslose dringend warme Kleidung. Diese erhalten sie in Lünen zum Beispiel vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Die Kleiderkammer des DRK startete am Sonntag auf Facebook einen Aufruf. Sie sucht dringend Winterkleidung und Schlafsäcke, insbesondere für wohnungslose Menschen. „Wir haben in den letzten Wochen viel Winterkleidung rausgegeben“, schildert Matthias Stiller, Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes, den Hintergrund des Aufrufs. Nachschub komme meistens erst im Frühjahr, wenn die Leute ihre Kleiderschränke ausmisten. „Jetzt wird es eng“, so Stiller. Insbesondere Winterjacken in großen Größen (um sie auch in Schichten tragen zu können) und Schlafsäcke fehlten, durch die Kältewelle werde die Situation noch kritischer.

Spontane Hilfe
Vor allem Wohnungslose wenden sich im Moment an die Kleiderkammer, um sich mit warmer Kleidung einzudecken. Oft haben die DRK-Mitarbeiter auch ein paar Jacken dabei, wenn sie unterwegs sind.

So können Sie spontan Leuten helfen, die bei den Minus-Temperaturen dringend warme Kleidung benötigen. Wie viele Lüner dem Aufruf folgen, werde sich am heutigen Dienstag zeigen. Dann öffnet die Kleiderkammer in der Merschstraße 21 und die ehrenamtlichen Mitarbeiter können nicht nur Spenden direkt annehmen, sondern auch die Container vor dem Gebäude leeren.

Doch Stiller betont: „Gerade können gar nicht genug Sachen gespendet werden.“

Markthändler verkauft Kartoffeln aus beheiztem Lkw

Bei klirrender Kälte haben es auch die Markthändler schwer. Thomas Fränzer wird Kartoffeln und Gemüse am heutigen Dienstag nicht an seinem Stand, sondern vom Lastwagen aus auf dem Marktplatz anbieten. „Der ist beheizt“, sagt Fränzer. Diese Minusgrade würde selbst die beste Kartoffel nicht aushalten. Deshalb greift der Sprecher der Lüner Markthändler zu der ungewohnten Maßnahme.

Ulrike Feldmann von Stil&Blüte macht das kalte Wetter einen Strich durch die Rechnung. „Eigentlich möchte man jetzt zum Frühjahr mit neuen Ideen durchstarten, doch man kann nichts pflanzen“, sagt sie. Selbst für Primeln sei es jetzt draußen zu kalt. Das wirke sich auf das Geschäft aus. Vor der Tür könne sie keine Pflanzen zeigen, sie habe alles in den Laden geholt. Blumensträuße müssten momentan ganz dick in Papier eingepackt werden.

„Wichtig ist, dass das kalte Wetter nicht zu lange dauert“, sagt auch Anja Gärtner aus dem Gartencenter Risse.

Im Gartencenter wurde die Baumschulware unters Dach geholt, einige Blumen würden auch draußen präsentiert, „aber das ist ein schmaler Grat“, so Gärtner.

Zwiebelgewächse, Stiefmütterchen und Hornveilchen könnten draußen sein: Sie würden sich zwar einklappen, aber den Frost überstehen. qu-l

In Blumenläden werden Sträuße ganz dick eingepackt.

Kaffee und Tee in der Kleiderkammer

Die DRK-Kleiderkammer sucht dringend Winterjacken, Winterschuhe, Mützen, Handschuhe, warme Hosen und Schlafsäcke. Insbesondere für Männer und in großen Größen.

Die Kleiderkammer (Merschstraße 21, „Action“ Parkplatz) hat dienstags und freitags von 14 bis 17 Uhr und donnerstags von 10 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet.

Außerhalb der Öffnungszeiten können Spenden in dem roten Container vorm Gebäude abgelegt werden.

Während der Öffnungszeiten verteilt das DRK in der Kleiderkammer am Dienstag, 27. Februar, Donnerstag, 1. März und Freitag, 2. März Kaffee und Tee an Obdachlose .
ür Wohnungslose

 

Ausgabe ‚RN Lünen‘, 27.02  –  zum Downloaden